Rap blüht im Jahre 2014 weiterhin:
Während ein Kollegah einsam an der Chartsspitze seine Kreise zieht,
sprießen immer neue Newcomer aus dem Boden. Auch die sollen bei
TaCCreative einmal ihre Plattform bekommen, speziell, wenn sie
eigentlich gar keine Newcomer mehr sind. So im Falle des 22-Jährigen
Jaza, heute hier im Interview.
Deutschrap hat so viele verschiedene
Sparten, Klänge und Einflüsse. Schon längst kommt Rap nicht mehr
nur aus der Hauptstadt, schon gar nicht nur aus „Stuggi“. Da gibt
es auch Leute wie Bbou, der ein klein wenig den Legendenstatus in
Bayern genießt, weil er einer der wenigen ist, die Rap mit Dialekt
tatsächlich sympathisch vermitteln können. Mittlerweile haben hier
sogar schon Rapper aus deutschsprachigen Nachbarländern Fuß
gefasst, RAF Camora und Gerard sind nur bekanntere, österreichische
Beispiele. Bloß ein Nachbarland – Das verhält sich wie immer
neutral und will nicht so recht ein paar bekannte Vertreter schicken.
Kaum ein wiedererkennbares Gesicht gibt es zu sehen aus der Schweiz.
Und dabei haben die doch auch starke Vertreter auf ihrem Gebiet!
Leute wie der 22-jährige Alain, besser bekannt unter dem
Künstlernamen Jaza. Seine bald 10-jährige Erfahrung merkt man ihm
absolut an, wenn man in seine aktuelle EP „Struggle“ hineinhört.
Von sich selbst sagt er, dass ein „dunkles Kapitel“ seines Lebens
ihn und seinen Rap geprägt haben – Und das merkt man in jeder
Sekunde. Für den kommerziellen Erfolg
hinderlich sein könnte lediglich das Schweizerdeutsche. Nur schwer
versteht man den gebürtigen Bieler auf seinen Werken durch die
Sprachbarriere hindurch, in denen er eben jene Vergangenheit
verarbeitet. Zum Glück ist Rap jedoch eine der wenigen
Ausdrucksformen, die eben auch gut ohne das komplette Verständnis
lebt. Die Emotionen, die Jaza in jeden Track packt, passen so gut in
die Atmosphäre, dass es dieses Verständnis gar nicht braucht. Sehr ausgewählt, sehr bestimmt, sehr detaillastig
wirkt beinah jeder Track des Schweizers. Passend dazu auch die stets
stimmige Untermalung durch Beats, bei deren Entstehung er wohl seinen
Produzenten stets die Hölle bereitet: „Meist ist es so, dass ich
ein Thema im Kopf habe, das ich behandeln möchte. Ich suche also
meine ganze Beatsammlung durch und hoffe, dass ich einen Beat finde,
der zu diesem Thema passt. Diese Suche kann Wochen oder Monate
dauern, da stehe ich mir oft selbst im Weg, weil ich so kritisch bin.
Ich will, dass der Track exakt so wird, wie ich ihn in meiner
Vorstellung habe.“
„Es
sind die Emotionen, die meine Musik prägen, nicht der Klang.“
Für
diese Suchzeit ist das Ergebnis dennoch akzeptabel. Jedes Jahr ein
Release seit 2011 spricht aber auch dafür, bald Größeres hören
zu wollen vom 22-Jährigen. „Ein
Album möchte ich auf jeden Fall machen, ich weiß nur noch nicht
wann der richtige Zeitpunkt dafür ist“, antwortet er auf die
Frage, ob denn nicht bald einmal ein Longplayer in den Startlöchern
stünde. Zeit wird es für Jaza, schließlich ist er keineswegs
Neuling in der Rap-Szene.
Da
gibt es schon 2007, zwei Jahre, nachdem sich der Bieler erstmals in
Textbattles versuchte, erste musikalische Anläufe mit seiner Crew
TASMatiC, die lange zusammen HipHop produziert und sogar einige
Live-Gigs spielen darf. Bis die Crew letztendlich 2010 zerfällt.
Zuerst will Jaza sich eine Auszeit gönnen, doch nach der
Crew-Auflösung beginnt ein, wie er selbst immer wieder betont, „dunkles Kapitel". Die Liebe zum Rap gibt ihm Halt, seine Vergangenheit prägt
seine Texte. Egal, was ihn damals belastete – Sein Rap hat
dadurch nur eine weitere, persönlichere Ebene dazugekommen und
präsentiert sich so, wie er heute eben ist: „Exakt,
emotionsgeladen, dunkel, dynamisch, schweizerdeutsch“, wie Alain ihn selbst in 5 Worten beschreibt.
Jaza
ist jedoch nicht nur Rappername, sondern steht für ein
Gesamtprodukt. Seit seiner Kollabo-EP 2011 mit Kesco fertigt der
22-Jährige seine Cover stilecht selbst an. Das Ergebnis kann sich
nicht erst seit diesem Jahr sehen lassen, auch wenn sein aktuelles
Werk in Sachen Qualität und Exaktheit heraussticht. Im Interview erzählt er uns, was es mit dem Cover
der "Struggle"-EP auf sich hat:
"Es
war mir wichtig, dass das Cover halt den Struggle, die Armut und
Probleme hervorhebt. Es zeigt ein Zimmer, das das Nötigste zum
"wohnen" mit unserem Lebensstandard beinhaltet. Wer am
strugglen ist, spart wo er kann.“
Gesamtprodukt
trifft eigentlich auch seine Werke sehr gut: So verbindet er
geschickt die "Abschnitt"-EP vom Mai letzten Jahres mit „Struggle“
durch das Einsetzen einer Intro- und Outro-Sequenz. „Aber wichtig
ist nicht der Fall, sondern die Landung“ - Ein Zitat aus dem
französischen Film „Hass“, der einen Tag im Leben dreier
Jugendlicher im Banlieue Frankreichs mitverfolgt. Selbst seine
Anfangssequenzen sind mehr als passend auf die folgenden und
vorherigen Tracks abgestimmt. Wie er darauf gekommen ist, beantwortet
der Bieler mir ebenfalls:
„Ich
finde das Zitat einfach perfekt, denn egal wie tief du fällst, ob du
nun arbeitslos bist, Drogen nimmst oder in Depressionen versinkst -
es kommt nur darauf an, wie du landest. Denn jeder hat schwierige
Zeiten im Leben, aber es zählt nur, dass man da auch wieder
rauskommt und auf den Füssen landet.“
„Du
wirst erwachsen, jeder deiner Helden verstirbt, denn der Struggle
wird nicht weniger, je älter du wirst." ("Struggle", 2014.)
Cover von "Struggle", 2014. |
Diese leicht melancholische, verträumte hört man beinah immer aus den Texten von
Jaza Lain raus. Nicht nur schön, sondern auch ungewohnt klingt dies in Komination mit dem Oldschool-Flavour. So überrascht es nicht,
dass sich Jaza andere Vorbilder gesetzt hat, als man sie für einen
Rapper erwarten würde: „Ich bin vor 2 Jahren auf Lana del Rey
gestoßen, die mich bis heute immer wieder inspiriert. Ihr kaputte
Art und unglaublich deepen Texte faszinieren mich sehr.“ Zu Lana
und üblichen Verdächtigen wie Mobb Deep oder Hiob gesellen sich
noch Künstler wie Adele hinzu, die man als musikalische Vorbilder
vielleicht auch nicht unbedingt auf die Kappe eines Rappers schreiben
würde. "Wenn ich Adele höre, löst das gewisse Emotionen in mir aus.
Weil die beiden mich aber nicht auf musikalischer, sondern auf
emotionaler Ebene prägen, kann man keine direkte Verknüpfung
zwischen den Künstlerinnen und meiner Musik machen. Es sind die
Emotionen, die meine Musik prägen, nicht der Klang.“ Doch bevor
die Vorliebe für diese eher seichten, gefühlvollen Melodien kamen,
musste seine Liebe zu Rap ja erst einmal gefunden werden. Die
Rapformation Chlyklass scheinen da die größte
Inspirationsquelle gewesen zu sein, wie Jaza mir erzählt. Die
Mischung aus Straßenrap und humoristischen Texten, die stets eine
Message mitlieferten, hatte es ihm schon früh angetan. Ob die Berner Crew seine Jugendhelden waren, lässt sich allerdings
eher schwer sagen. Zum Wort „Held“ hat Jaza nämlich eine ganz
besondere Einstellung, wie er mir erzählt, als ich ihn auf die Zeile
„Du wirst erwachsen und jeder
deiner Helden verstirbt, denn der Struggle wird nicht weniger, je
älter du wirst“ anspreche:
„Diese
Helden können fiktiv oder real sein. Es muss nicht einmal unbedingt
ein Mensch sein, es kann auch ein Gegenstand sein. Der Held
symbolisiert etwas, woran man als Kind glaubte und zu dem man hinauf
sah. Denn jedes Kind braucht so etwas. Es gibt einem die Kraft
aufzuwachsen, es gibt Sicherheit und Rückhalt. Doch irgendwann lernt
man, dass es den Weihnachtsmann oder Osterhasen gar nicht gibt,
irgendwann wird einem der Schnuller weggenommen. Nach der Kindheit
kommt die Jugend, nach der Jugend kommt die Erwachsenenwelt. Man muss
arbeiten gehen und ist auf sich alleine gestellt. Es gibt niemanden
mehr der dich hält, wenn du fällst, es gibt keinen Schnuller oder
Teddybären der dir Sicherheit vermittelt. Du musst jetzt dein
eigener Held sein, denn der Struggle wird nicht weniger je älter man
wird.“ Man merkt, wie ausgewählt Jaza seine Lines formuliert.
Hinter jeder Zeile, ob mag sie banal klingen, steckt doch ein
tieferer Sinn, den man vielleicht als normaler Hörer nicht einmal herausarbeiten kann. Den Versuch sollte man aber dennoch wagen –
Denn die „Struggle“-EP ist definitiv nichts zum Nebenbeihören,
aber definitv auch ein Werk, welches man nicht verpassen sollte.
„Setze
keinen Wert auf ein Image, sondern nur auf Ehrlichkeit. Ich
habe ein sehr dunkles Kapitel hinter mir. Unterdessen sehe ich
bereits den Boden - zur erfolgreichen Landung muss aber noch einiges
getan werden.“
Ich
bedanke mich bei Jaza für das Interview und wünsche einem tollen
Künstler einen starken Fallschirm für die weiche Landung, die er
verdient.
Das
Interview in voller Länge nachlesen & downloaden: http://goo.gl/rCWKVG
TaCCreative
bei Facebook: https://www.facebook.com/taccreative
„Struggle“-
und „Abschnitt“-EP downloaden: www.jaza-music.ch
Jaza
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Jaza
bei Soundcloud: www.soundcloud.com/jazalain
Jaza bei Spreadshirt: http://jazalain.spreadshirt.net/
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